v.l.n.r. SI President Siew Yong Gnanalingam, Irina Venediktova, Nataliya Nechukhayeva, Sina Stiffler
Foto: Bettina Sutter, SI Club Schaffhausen
News aus der Ukraine – Juni2025
Zwei ukrainische Gäste bedanken sich für unsere Hilfe an der Delegiertenversammlung Ende Mai in Zürich.
Eingeladen waren die Schweizer Botschafterin der Ukraine, Frau Iryna Venediktova und Nataliya Nechukhayeva, Präsidentin des Soroptimist International Club Dnepropetrovsk. Im nachfolgenden Interview erzählt Nataliya aus ihrem Kriegsalltag und den Clubaktivitäten in schwierigen Zeiten…
Fragen an Nataliya Nechukhayeva aus der Stadt Dnipro, Ukraine
Anlässlich der Delegiertenversammlung am 24. Mai traf ich Nataliya, eine kleine Frau mit wachem Blick und sprühender Energie. Nataliya ist Präsidentin des SI Club Dnepropetrovsk, einem Club mit heute nur noch acht aktiven Mitgliedern, aber drei grossen Projekten. Ich befragte sie zu ihrem persönlichen Alltag, ihren grössten Sorgen und dem Engagement ihres Clubs in Dnipro.
Nataliya, du lebst in einer Millionenstadt, rund 500 km östlich von Kyjiw entfernt, unweit der süd-östlichen Kriegslinie. Wie geht es dir?
Meinst du, wie es mir jetzt, hier in der Schweiz geht oder wie ich mich zuhause in Dnipro fühle?
Erzähl mir zuerst von zuhause.
Mein Leben ist voller Sorge. Sorge um meine beiden erwachsenen Söhne, dass sie eventuell eingezogen werden könnten. Hätte ich Töchter, wäre diese Sorge sicher geringer. Weisst du, die ersten beiden Kriegsjahre war ich voller Hoffnung, eigentlich wollte ich den Krieg gar nicht wahrnehmen. Dann kämpfte ich während einigen Monaten mit einer Depression, ich war wie gelähmt und musste Medikamente nehmen. Diesen Winter konnte ich wenigstens für einige Stunden ein Glückgefühl empfinden.
Was war der Anlass dazu?
Es fiel Schnee und das war so wunderbar. Und dann kam die Einladung zur Delegiertenversammlung in die Schweiz, das freute mich enorm. Das Bahnbillett bis Warschau habe ich allerdings erst vorletzte Woche gekauft. Es ist diese riesige Unsicherheit, in der wir leben. Wir planen nichts. Und jetzt bin ich hier und fühle mich wie im Paradies. Es gibt keinen Sirenenalarm, daran haben wir uns unterdessen allerdings gewöhnt, ich schaue nur noch einmal täglich die News aus der Ukraine an, statt ständig online zu sein. Zuhause ist die Luft sehr verschmutzt, hier atme ich tief und trinke sie, fast so wie Wasser.
In den News 23, Januar 2025, habe ich bereits über eure Clubprojekte geschrieben. Wie in Lviv gibt es in Dnipro viele Binnenflüchtlinge. Und als Clubpräsidentin berichtest du uns regelmässig in den Reports über eure Clubhilfe.
Ja, das mache ich sehr sorgfältig. Es scheint mir wichtig, dass eure Spender und Spenderinnen in der Schweiz wissen, wohin das Geld fliesst. Zuhanden eurer Buchhaltung sammle ich auch alle Quittungen von den gekauften Produkten, also von Säuglingsnahrung, Medikamenten bis zu Küchengeräten. Insgesamt unterstützen wir drei Projekte. Weil Dnipro ja nahe an der Kriegsfront liegt, gibt es viele Binnenflüchtlinge, die in unserer Stadt Schutz suchen. Sie haben Zum Beispiel beim Dammbruch in der Cherson Region alles verloren, wurden zwangsevakuiert und besonders ältere Menschen, Kinder und auch Behinderte sind die verletzlichsten unter den Flüchtlingen.
Euer Club konnte letztes Jahr das 25-jährige Jubiläum feiern. Von den ursprünglich 22 Mitgliedern sind heute nur noch 8 Sorores im Club. Andere sind selbst in den Westen der Ukraine oder ins Ausland geflüchtet. Konntet ihr euer Jubiläum mit den anderen vier Soroptimist Clubs in der Ukraine feiern?
Oh nein. Das war leider unmöglich! Seit Kriegsbeginn haben wir uns nicht mehr gesehen. Es gibt einen Chat und es findet alle zwei Monate ein Zoom-Meeting für alle Single Clubs mit der Föderation Soroptimist International Europa (SIE) statt, vorausgesetzt, dass wir Strom haben. Ich wünsche mir, dass unser Club so tolle Reisen für Sorores anbieten könnte, wie vor dem Krieg. Auch Sina Stiffler, Twinning Verantwortliche, war dabei.

Russischer Angriff am 16. April in Nataliyas Nachbarschaft Foto: Medical College, Dnipro
Hier hast du mir ein Foto von einem russischen Angriff in deiner unmittelbaren Nachbarschaft gezeigt.
Dieses Foto zeigt den nächtlichen Angriff einer Shahed Drohne auf den Wohnblock rund 100 Meter von unserer Wohnung entfernt. Infolge der Druckwellen, welche die beiden Explosionen verursachten, zersprangen alle Fensterscheiben in unserem 5-stöckigen Haus und die beiden oberen Wohnungen des Nachbargebäudes brannten aus. Ein Glück, bei diesem Angriff wurden keine Menschen verletzt, allerdings ist bis heute das Gebäude nicht repariert worden.
Warst du denn zu diesem Zeitpunkt zuhause?
Ja, ich war an diesem späten Abend alleine zuhause. Mein Mann hatte ein paar Tage vorher einen Herzinfarkt und musste im Spital operiert werden. Um halb elf hörte ich die Sirenen heulen und sah auf der Alarm-App, dass die Stadt Dnipro rot eingefärbt war, was bedeutete, dass wir uns in Schutzräume begeben sollten. Unser Haus hat jedoch keinen Keller. Der sicherste Ort in unserer Wohnung ist das Badezimmer. So nahm ich also meine beiden kleinen Hunde und wartete. Dann hörte ich zwei laute Explosionen, berstendes Fensterglas, und unsere Wohnung wurde durchgeschüttelt. Sicher schon 50 Mal hatten wir im Badezimmer Schutz gesucht, aber noch nie den Krieg so nahe erlebt.
In drei Tagen wirst du an unserer Delegiertenversammlung sprechen und von eurem Club in Dnipro erzählen.
Genau, und ich werde mich sehr glücklich fühlen, dass ich hier in der Schweiz so interessanten Frauen begegnen darf. Ich werde mich auch für die grossartige Hilfe für unsere Projekte bedanken. Aber auch für die Weihnachtsgeschenke und Geschenke zum 8. März für unsere Clubmitglieder.
Und ich bedanke mich für dieses interessante, offene und herzliche Gespräch.
Pia Trümpler
Wir sagen grossen DANK
Die beiden Soroptimist Clubs Fricktal und Schaffhausen folgten dem Anstoss der Ad-hoc-Kommission Solidarität Ukraine, einen Spendenlauf zugunsten der Ukraine zu organisieren. Informationen dazu sind im Flyer nachzulesen.
https://mein.fairgate.ch/swiss-soroptimist/public/document/download/275821
Die Ad-hoc-Kommission freut sich sehr über dieses Engagement zugunsten der fünf Schwesternclubs in der Ukraine. Gerne veröffentlichen wir hier im Newsletter weitere Berichte von Spendenläufen.
Ukraine Spendenlauf Soroptimist Club Fricktal
Der Soroptimist Club Fricktal setzte sich während seiner viertägigen Clubreise vom 5.-8. April 2025 nach Speyer und Colmar mit zwei Sponsorenläufen à je 5 km für die Ukraine ein. Im Vorfeld wurde ein Flyer gestaltet, den jede Sorores vom Club Fricktal in ihrem Netzwerk, bei Nachbarn, Bekannten und ihrer Umgebung verteilen konnte.
Pro 5 km konnte ein Betrag ab CHF 2.- oder ein selbst gewählter Betrag gespendet und über die abgebildeten QR – Codes auf dem Flyer überwiesen werden. Der Soroptimist Club Fricktal freut sich, mit dieser Aktion die Ad-hoc-Kommission Ukraine von Soroptimist Switzerland zu unterstützen. Seit dem Beginn des Krieges 2022 braucht es weiterhin finanzielle Unterstützung, um Frauen, Kindern und Notleidenden in der Ukraine zu helfen.
Vielen Dank an alle Spenderinnen und Spender, die unseren Ukraine-Lauf unterstützt haben.
Doris Becker, Präsidentin Soroptimist Club Fricktal

SI Club Fricktal am Spendenlauf in Speyer und Colmar
Ukraine Spendenlauf Soroptimist Club Schaffhausen
Mit unserem „Maibummel“ vom 10. Mai ist ein namhafter Betrag an Spendengeldern zusammengekommen. Dies ist ein starkes Zeichen der Solidarität mit unseren fünf Schwesternclubs in der Ukraine.

SI Club Schaffhausen am Spendenlauf auf dem Randen
Anlässlich eines Clubabends stellte eine kleine Arbeitsgruppe die Idee eines gemeinsamen Maibummels vor, Familienmitglieder und Freunde waren auch willkommen. Ein Informationsbrief richtete sich an Spender und Spenderinnen, welche mit einem Beitrag solidarisch unseren rund 4-stündigen Bummel unterstützte. Alle Clubmitglieder waren aufgefordert, Sponsoren für unseren Spendenlauf zu suchen.
Solidarisch zeigte sich ebenso unsere SI Unionspräsidentin Jolanta Josefowski und die Unionssekretärin Paola Jelmini-Romanelli. Auch sie wanderten mit der blau-gelb gekleideten Gruppe und lernten dabei unsere Schaffhauser Sorores und einen Teil der nördlichsten Schweiz kennen.
Für die Ad-hoc Kommission der Union Schweiz
Pia Trümpler, SI Club Schaffhausen