Anlässlich der Orange Days zum Thema «Gewalt gegen Frauen»
«Frauen auf der Flucht» – Vortrag der Vertreterin der ukrainischen Botschaft
Es war ein Abend der Superlative im Trösch in Kreuzlingen: Voller Saal, berührende äusserst professionelle ukrainische Musikerinnen, auf den Punkt gebrachte Reden zum Thema Orange Days bzw. „Frauen auf der Flucht“! Umrahmt wurde der Abend durch den ukrainischen Chor «Perlyna» unter der Leitung von Olena Roschkowa sowie von der Bandura-Spielerin Oksana Kotschedikowa. Anschliessend gab es ein traditionelles Brotbrechen und eine Kollekte zugunsten des Kinderheims Lyvchiky in der Westukraine. Der Club der Soroptimistinnen unterstützt u.a. mit Hilfe des Schwesterclubs in Lviv (Lemberg) die Menschen vor Ort.
Ukrainische Frauen auf der Flucht
Zurzeit leben rund 68’000 Ukrainerinnen mit temporärem Schutzstatus S in der Schweiz. Die Vertreterin der ukrainischen Botschaft in der Schweiz zeigte sich zutiefst dankbar, dass die Schweiz diesen Schutz bis 2027 ausdehnt. Zahlreiche weitere Integrationsmassnahmen wie Sprachkurse, psychologische Unterstützung und Informationskampagnen werden durchgeführt. Auch die schweizerische Opferhilfe Schweiz unterstützt die Geflüchteten.
Die Vertreterin der Botschaft führte weiter aus: «Krieg ist nicht nur über Waffen und Frontlinien. Es kommt zu weiteren Verbrechen wie konfliktbezogener sexueller Gewalt. Die Ukraine hat in Kooperation mit dem Europarat ein nationales Register solcher Erfahrungsberichte von sexueller Gewalt geschaffen. (https://rd4u.coe.int/en/) Sexuelle Gewalt ist nicht nur ein Mittel der Demütigung – sie ist eine Waffe.»
Häusliche Gewalt
Leider habe der Krieg nicht nur externe Bedrohungen intensiviert, sondern auch interne. Wenn ein Land unter ständigem Druck lebt, wenn Männer traumatisiert von der Front zurückkehren, wenn die Wirtschaft ringt – steigt auch die häusliche Gewalt. Mehr als 291’000 Fälle von häuslicher Gewalt wurden 2023 offiziell in der Ukraine dokumentiert – eine Zunahme von fast 20% im Vergleich zum Vorjahr. Hier arbeite die Ukraine eng mit dem Europarat zusammen, den Vereinigten Nationen und dem Internationen Strafgerichtshof, um sicherzustellen, dass die Verbrechen untersucht und bestraft werden. 2022 hat die Ukraine die Istanbul-Konvention ratifiziert.
Am Nachmittag besuchten Vertreter der diplomatischen Vertretung das Zentrum für ukrainische Geflüchtete in Kreuzlingen und trafen sich mit Vertreterinnen des Sozialdepartements der Stadt Kreuzlingen. Am Vortragsabend überbrachten der Stadtpräsident von Kreuzlingen Thomas Niederberger, die Nationalrätin Nina Schläfli und die Pro-Rektorin der Pädagogischen Hochschule Iris Henseler Grussworte und nahmen zu Aspekten des Themas Stellung.
Siehe auch:
Im Uhrzeigersinn: ukrainischer Chor, Gerda Leipold, Anneliese Debrunner, Bandura-Spielerin Oksana Kotschedikowa, Gerda Leipold, Heinz Bonfadelli, Viktoriia Golovan, Nina Schläfli, Iris Henseler, Thomas Niederberger, Erste Sekretärin der ukrainischen Botschaft in der Schweiz Viktoriia Golovan.
