SI Club St.Gallen/Appenzell

Gutscheine für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge

Ende Dezember 2016 gastierte Bundesrätin Simonetta Sommaruga in Trogen, wo sie unbegleitete minderjährige Asylsuchende und Flüchtlinge besuchte. Gleichzeitig setzte der Service-Club Soroptimist International St.Gallen/Appenzell ein weihnachtliches Zeichen und übergab den allein reisenden Flüchtlingen einen Geschenkgutschein.

Eine gute Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen MNA (Mineurs non accompagnés) in der Schweiz benötigt die Zusammenarbeit aller Akteure: Politik, Kantone und Zivilgesellschaft. Der Verein Tipiti erhielt vom Kanton AR den Auftrag, ein flexibles Begleitungs- und Förderungsangebot aufzubauen und zu führen, um die dem Kanton zugewiesenen MNA von der Aufnahme bis zur eigenen Selbständigkeit und Integration in der Schweiz respektive Reintegration ins Heimatland zu begleiten.

SI Club erfüllt persönlichen Wunsch

Mit der Geschenkgutschein-Aktion wollte der seit 29 Jahren aktive Club Soroptimist International St.Gallen/Appenzell seinen Teil dazu beitragen, den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen die Festtage zu verschönern und zu versüssen. „Unsereiner lebt im Überfluss und diese armen Jugendlichen haben fast nichts. Wir wollten ihnen eine Freude bereiten. Mit dem Gutschein können sie sich einen persönlichen Wunsch erfüllen“, informiert Marlise Müller, Präsidentin vom Club St.Gallen Appenzell. Die Gutscheine werden jeweils in der Adventszeit in Geschäften von Clubmitgliedern aufgelegt und verkauft. An der Clubweihnachtsfeier wird der Betrag mit Spenden ergänzt und einem Projekt, welches sich mit Flüchtlingen beschäftigt, geschenkt. „Schaut man in die leuchtenden Augen und strahlenden Gesichter der Jugendlichen, weiss man instinktiv, dass es eine gute, rundum gelungene Aktion war“, sagt Regula Eugster, Initiantin der Gutscheinaktion. Rolf Widmer, operativer Leiter von Tipiti präzisiert: „Die Aktion finde ich total lässig und schön. Es ist eine super Idee und zeigt sowohl den Rückhalt als auch die Akzeptanz unseres Engagements in der Bevölkerung. Jetzt können die MNA ihre drei Franken Taschengeld pro Tag aufbessern und sich etwas Persönliches leisten.“

Drei-Stufen-Modell

Der Verein tipiti hat sich in zwei Häuser des Pestalozzi Kinderdorfes eingemietet und offeriert dort 19 Jugendlichen ein Dach über dem Kopf. „Neun Jugendliche sind auf drei Wohngemeinschaften aufgeteilt und zwei leben in Pflegefamilien“, informiert Widmer. Die Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 18 Jahre benötigen unterschiedlich intensive Betreuung. Gemein ist allen, dass sie über ein dreistufiges Modell von der Abhängigkeit in die Selbständigkeit entlassen werden. „In der ersten Stufe werden sie total ver- und umsorgt. Auf der zweiten Stufe übernehmen die Jugendlichen rudimentäre Aufgaben im Alltagsleben wie einkaufen, kochen oder Wäsche waschen. Zuletzt werden sie auf Wohngemeinschaften verteilt, wo sie ihr Leben in die Hand nehmen müssen und für sich selbst verantwortlich sind“, verdeutlicht Widmer die Betreuung der MNA. Damit dies gelingen kann hat jeder eine Bezugsperson, welcher den Jugendlichen in allen Phasen bis in die eigene Selbständigkeit begleitet. Einige Jugendliche haben auch bereits eine Familie, die den Jugendlichen regelmässig einlädt und so ihm die Integration in die Schweiz erleichtert. Gemäss Thomas Elber, Leiter Bereich MNA bei Tipiti, sei es absolut wichtig, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden, welche die Ressourcen der Jugendlichen frei legen und fördern. Den Jugendlichen müssen Perspektiven und Möglichkeiten der beruflichen sowie sozialen Eingliederung und Entwicklung geboten und darüber hinaus Bezugs- und Ankerpunkte geschaffen werden. „Es ist erstaunlich, wie viel erreicht werden kann, wenn man sich für die Jugendliche interessiert, sie ernst nimmt und ihr Vertrauen dank einem unbändigen Glauben an sie gewinnt“, gibt Elber zu erkennen.

Wirtschaftsprüfer, Anwalt oder Arzt

Die Träume der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge sind so mannigfaltig wie ihre Herkunftsländer. Ein junger Iraker möchte gerne Arzt werden, damit er all den verwundeten Menschen in seinem Land und weltweit helfen kann. Ein Afghane interessiert sich für den Beruf des Wirtschaftsprüfers und möchte diesen trotz langem Ausbildungsweg einschlagen, um seine Familie finanziell unterstützen zu können. Ein Somalier träumt davon, sich als Rechtsanwalt für die Menschenrechte in seinem Land und weltweit einzusetzen und ein Eritreer würde gerne seine neu entdeckte Leidenschaft fürs Fotografieren vertiefen und professionalisieren.