Dreiteiliges Projekt:
1. Ausser Gefahr DAO
2. Im Fokus der Kamera
3. Duo Sorop

Mittwoch, 5. Oktober 2022

Duo Sorop: eine tolle Sache!

Es stimmt, ein Treffen mit so vielen Frauen organisieren, war etwas gewagt, doch der Erfolg hat uns recht gegeben. Nach meiner Wahl im Jahr 2019 machte ich mich sofort auf die Suche nach einem geeigneten UNIONSPROJEKT DER PRÄSIDENTIN. Ich habe gleich drei gefunden, die sich wunderbar kombinieren liessen und meiner Zielsetzung eines gesamtschweizerischen Projekts entsprachen: eines Projekts zur Sichtbarmachung der Soroptimistinnen, zur Förderung der Kreativität und zur Hervorhebung des Engagements von Frauen in der Gewaltbekämpfung. Natürlich stiess ich damit nicht überall auf ein positives Echo. Doch mehrere ermutigende Rückmeldungen spornten mich dazu an, das Vorhaben zusammen mit meiner Komplizin Anita in Angriff zu nehmen. Die Herausforderung war gross: Aufgeben war nie eine Option!

Teil 1
Ausser Gefahr-DAO steht im Einklang mit der Istanbul-Konvention, die mehr Mittel für Kinder fordert, die mit ihren gewaltbetroffenen Müttern in Frauenhäusern Schutz suchen. Dank unseres Projekts haben sich auch die zwei Tessiner Frauenhäuser der Dachorganisation der Frauenhäuser Schweiz und Liechtenstein (DAO) angeschlossen. Sie erhalten nun wie alle anderen Frauenhäuser Fortbildungskurse für eine bessere Betreuung von gewaltbetroffenen Kindern.

Teil 2
Im Fokus der Kamera beinhaltet die Unterstützung von Produktion und Diffusion zwei grossartiger Filme: Imani von Katia Scarton Kim und Ala Kachuu – Take and run von Maria Brendle. Eine grossartige Premiere fand am 27. November 2021 im Rahmen der Orange Days in Luzern, Lugano und Genf statt. Seither konnten diese Filme mit dem Einverständnis der beiden Produzentinnen Elisa Garbar und Nadine Lüchinger in vielen Clubs gezeigt werden. Zudem hat uns Ala Kachuu auf die vorletzte Stufe der US-amerikanischen Oscar-Verleihung gebracht und diesen Sommer auch auf die grosse Leinwand des Locarno Filmfestivals.

Teil 3 Duo Sorop
Im 24. September 2022 haben wir in der Eventfabrik in Bern unsere Tagung Duo Sorop veranstaltet. Der Duo Sorop Dating Event war ein voller Erfolg, nachdem das Projekt immer wieder für kalte Schweissausbrüche gesorgt hatte. Die Idee, zum 100-jährigen Bestehen unserer Organisation 100 Soroptimistinnen vorzustellen, war genial. Wir wollten nie mehr jemanden sagen hören: Was genau bedeutet Soroptimist International? Noch nie davon gehört! Ist das eine Schwesterngemeinschaft? usw. 100 Soroptimistinnen zum Mitmachen zu motivieren, war dann doch nicht ganz so leicht.

104 Soroptimistinnen an Deck
Mit viel gutem Willen und Engagement war es aber schliesslich doch möglich. Die Kandidatinnen aus verschiedenen Berufszweigen haben ein Foto eingereicht und einen kurzen Fragebogen ausgefüllt. Alle waren nun auf einer Webseite vereint (dank der Unterstützung von Webcafetière und der UNI Genf), aufgeteilt nach Berufsgattungen und Sprachkenntnissen. So konnten die Teilnehmerinnen leicht die richtige Gesprächspartnerin finden.

Teilnehmerinnen finden
Anfang 2022 war dieser Teil unter Dach und die Website zugänglich. Wochenlang haben wir vergeblich auf Teilnehmerinnen gewartet. Das war eine etwas schwierige Phase. Die Pandemie war zwar vorbei, doch tobte ein Krieg in der Ukraine. Wir versuchten uns zu beschwichtigen, indem wir uns sagten, dass sich junge Menschen nicht ein Jahr zuvor für einen Event anmelden. Das Ganze war etwas beängstigend. Aber auch hier gab der harte Kern von Soroptimistinnen und Projektverantwortlichen nicht auf. Sie aktivierten ihre Netzwerke bis 70 Teilnehmerinnen gefunden waren. In der letzten Woche vor dem Event kamen noch 10 dazu.

Listen überall
Anfang September wurde ein Treffen in Neuenburg vereinbart, um die Listen auszuwerten und die Duos zusammenzustellen. Das war alles andere als einfach. Doch nach ganztägiger Arbeit hatten wir Duos, Dreier- und Vierergruppen auf 42 Tische aufgeteilt. Wir waren ganz stolz auf das Vollbrachte. Die erarbeiteten Excel-Tabellen wurden an die Uni Genf gesandt. Diese erstellte uns verschiedene Listen für den Empfang in Bern. Tagelang wanderten dann Listen hin und her, weil es bis zum letzten Tag Abmeldungen und Anmeldungen gab.

Der grosse Tag in der Eventfabrik
Am grossen Tag ist das alles vergessen. Die Eventfabrik ist ein magischer Ort. Ein kompetentes und enthusiastisches Team hat zusammen mit einer Sorop-Hostess alles organisiert und bereitgestellt, die Tische und Stühle, die Kaffeebar, das Buffet, die Blumen und die Geschenke für die Rednerinnen. Eine andere Soroptimistin hat eine Kosmetikfirma gefunden, die uns allen eine Geschenktüte mit «Les Biologiques»-Produkten bereitstellte.

Morgens um 8 Uhr sind alle Frauen an Deck. Um die gleiche Zeit reisen rund 20 Teilnehmerinnen mit dem Zug von Genf nach Bern. Sie werden von mehreren Duos Sorop und einem Fotografen begleitet, der bei Ankunft verkündet: Alles grossartige Frauen! Am Empfang drängt sich eine Menschenmenge. Soroptimistinnen und Teilnehmerinnen aus allen Kantonen. Sie haben ihre Ausbildung beendet, befinden sich auf der Suche nach einem neuen Weg, sind Wiedereinsteigerinnen, wollen sich integrieren, brauchen ein Netzwerk. Sie kommen auch aus fernen Ländern, eine davon ist eine junge Ärztin aus Kamerun, eine andere eine Wissenschaftlerin aus Lateinamerika und eine Dritte eine junge Frau aus der Ukraine. In den beiden für die Veranstaltung bereitgestellten Sälen tummeln sich fast 200 Personen.

Nicht lineare Karrieren
Unsere Gastrednerinnen: Evi Allemann, Mélanie Mettler, Lisa Mazzone, Géraldine Savary, Gisèle Rufer und Klea Faniko halten kurze bewegende Reden. Sie alle sprechen von der Schwierigkeit, Karriere in einer immer noch weitgehend männlich geprägten Welt zu machen. Sie betonen, wie wichtig es ist, weibliche Vorbilder und Helferinnen zu haben. Sie erzählen von ihrer Kampfbereitschaft, von ihren selten linear verlaufenden Karrieren, von harten Rückschlägen, die sich manchmal zum Erfolg wenden, wenn die Niederlage verdaut ist.

Sich trauen und loslegen
Trotz Schwierigkeiten wollen sie alle auf dem gewählten Weg bleiben. In den wissenschaftlichen Bereichen fehlt es den jungen Frauen an Rollenbildern. Diese sind sehr wichtig, um den ersten Schritt zu wagen und Herausforderungen anzunehmen. Eine der Politikerinnen sagt, wie glücklich sie ist, dass seit der letzten Legislaturperiode mehr Frauen in den Korridoren des Bundeshauses zu treffen sind.

Ruhe, sie reden miteinander!
Dann setzen sich alle an die verschiedenen Tische zu einer Gesprächsrunde. Es werden Erfahrungen ausgetauscht und Vernetzungen untereinander ausgeweitet. Einige möchten an einem Mentoring-Programm teilnehmen, andere einen Club besuchen, andere von ihrem Rollenmodell betreut werden. Solidarität und Erfahrungsaustausch zeigen Wirkung.

Nach einer Stunde ist es Zeit, sich am Buffet zu stärken und weiter zu vernetzen. Eine Soroptimistin kommt zu mir und sagt mir, dass alle weitermachen möchten. Das ist doch eher ein gutes Zeichen, oder?

Abschiednehmen fällt schwer
Etwas später drängen sich alle um das einladende Buffet. Es werden Visitenkarten, E-Mail-Adressen und Telefonnummern ausgetauscht. Viele sagen, dass ihnen dieses Treffen mit starken Frauen neue Kraft gegeben hat!

Eine kleine Gruppe gönnt sich abschliessend zur Feier des Tages eine grosse Portion Vermicelles in einem Berner Kaffeehaus.

Ich danke euch allen für diesen wunderbaren Moment des Austausches und der Zuversicht!

Eure Bloggerin

Brigitte Mantilleri

Unionspräsidentin SI Schweiz