Montag, 5. Juli 2021

AUSSER GEFAHR VS. KOSTEN DER MÄNNLICHKEIT

Liebe Sorores,

zuerst wie immer ein paar Gedanken zum Leben, zu unseren Aktionen. Unsere Organisation setzt sich bereits seit hundert Jahren für die Rechte der Frauen ein. Dabei befassen sich die Clubs mit der nicht weniger wichtigen Frage der Gewalt, die wir Frauen in unterschiedlichem Masse in verschiedenen und vielfältigen Formen erleiden. Gewalt, die uns z.B. dazu veranlasst, Spenden für Heime zu sammeln, die gewaltbetroffenen Frauen und ihren Kindern Schutz bieten, oder mit AUSSER GEFAHR-DAO ein Ausbildungsprojekt zur kindgerechten Aufnahme und Betreuung dieser Kinder in Frauenhäusern mitzufinanzieren. Gewalt an Frauen, die auch jedes Jahr weltweit an den Orange Days (vom 25. November bis 10. Dezember) angeprangert wird.

Damoklesschwert 

Das ist alles gut und recht. Doch frage ich mich oft, wie es wäre, wenn Jungs anders erzogen würden, wenn die Gesellschaft Gewalt überhaupt erst gar nicht tolerieren würde, wenn wir aufhören würden, Tyrannen demokratisch zu wählen. Vielleicht müssten wir dann nicht immer alles auf uns nehmen, uns nicht immer wieder verteidigen und sogar verstecken, weil dann nicht dieses Damoklesschwert über unseren Köpfen hängen würde. Als Heilmittel gegen alles Übel schwebten mir Begriffe wie Gerechtigkeit, Bildung, öffentliche Politik und soziales Handeln vor.

Kosten der Männlichkeit

Im vergangenen März stiess ich dann aber in der Zeitung Le Courrier auf einen Artikel über das von der französischen Historikerin Lucile Peytavin geschriebene und von Anne Carrière herausgegebene Buch: „Die Kosten der Männlichkeit“. Darin schreibt die Autorin, wieviel Geld Frankreich einsparen könnte, wenn sich die Männer wie Frauen benehmen würden.

Erschreckend hohe Prozentanteile

Laut Lucile Peytavin sind Männer für 84% der tödlichen Verkehrsunfälle verantwortlich, entfallen 92% der im jugendlichen Alter von 12-15 Jahren verübten Gewaltakte gegen Sachen und Personen auf das männliche Geschlecht, sind 90% der schuldig gesprochenen und 86% der des Mordes bezichtigten Personen sowie 97% der Sexualstraftäter männlich. Diese Zahlen sprechen für sich. Im dritten Teil ihres Buches erwähnt sie überdies die zig Milliarden Euro, die der französische Staat für Polizei, Justiz, Medizin und Bildung ausgibt, um diese Übel zu bekämpfen.

Erwünschte Veränderungen

In den ersten zwei Teilen des Buches erläutert Lucile Peytavin, dass das Verhalten nicht angeboren, sondern angelernt ist und sich von Generation zu Generation wiederholt. Sie erachtet die Erziehung der Jungs als Hauptgrund für dieses Fehlverhalten, das für Einzelne oder für alle beträchtliche, mehr oder weniger schwerwiegende negative Folgen haben kann.

Eine Leseempfehlung

Wir können also von positiven Veränderungen träumen und uns vorstellen, Gelder für kulturelle Projekte zu sammeln, Orange Days mit Lesungen, Theater und Kino zu organisieren.

Apropos Kino und im Zusammenhang mit IM FOKUS DER KAMERA und dem Film Imani möchte ich euch ein weiteres Buch empfehlen: „Zwischen zwei Atemzügen“ von der grossartigen norwegischen Schriftstellerin Herbjög Wassmo (Verlag: Droemer Knaur, 2007). Darin geht es um Frauenhandel und Prostitution. Dieser Roman ist genauso bewegend wie die Romane der afroamerikanischen Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison über das Stigma der Sklaverei.

Hat da jemand Chat gesagt?

Zum Schluss noch eine etwas erfreulichere Note. Am letzten Chat vom 24. Juni haben ein paar treue und zwei neue Sorores teilgenommen, die sich bisher nicht frei machen konnten, weil sie zu diesem Zeitpunkt einen Kurs erteilten. Soroptimistinnen sind eben aktive Frauen! Wir freuten uns, zusammen zu sein und zu schwatzen, unterhielten uns über Zooms, Meetings, festliche Momente und virtuelle Weihnachtsfeiern mit schwedischen Liedern, schwedischen Plätzchen und nordischen Tänzen.

Eine Winterthurer Soroptimistin erinnerte uns daran, dass ihr Club am 18. September das 50-jährige Jubiläum feiert. Merkt euch dieses Datum schon jetzt vor. Eine treue Chat-Freundin aus Bad Ragaz kündigte die sehr schöne Freiluftausstellung Bad Ragartz (man beachte das Wortspiel) an. Rund hundert Skulpturen und vieles mehr gibt es in Bad Ragaz zu entdecken.

Nun wünsche ich euch allen frohe, erholsame und möglichst unbeschwerte Sommertage. Als Sommerlektüre kann ich euch auch das nächste SI-Forum empfehlen. Und am 23. September 2021 treffen wir uns zum nächsten Chat!

Eure Bloggerin Brigitte Mantilleri lässt grüssen!

president@swiss-soroptimist.ch

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Bildlegende: Auch Grappa wünscht allen einen schönen Sommer: Wau, wau!