Mittwoch, 25. Mai 2022 – Funkstille seit Ende März. Keine Sorge. Das hat seinen Grund. Die Präsidentin war auf Besuchstour in der Schweiz. Dabei konnte sie viele Soroptimistinnen, die sie vorher nur in einem rechteckigen Zoomformat gesehen hatte, persönlich kennenlernen.

Erste Station war Liestal, dort feierte der Club sein 60jähriges Bestehen, darauf folgte in der Karwoche Mendrisio mit den traditionellen Osterprozessionen. Im Mai dann eine kleine Rundreise zu den verschiedenen Interclub-Anlässen in Brunnen, St. Gallen, La-Chaux-de-Fonds und Romont. Für die Reiseorganisation war Anita zuständig.

Verantwortungsvolle Funktion
Insgesamt haben wir über 350 Mitglieder unserer Union getroffen. Überall wurden wir freundlich, ja sogar herzlich empfangen. Ich fühlte mich als Präsidentin sehr geehrt, obwohl ich sonst eigentlich mehr Wert auf das Amt als auf den Titel lege. Es hat mich erstaunt, wie wichtig für die Soroptimistinnen die Unionspräsidentin ist. Sie erachten sie gewissermassen als Leitstern. Ich war gerührt, und es wurde mir klar, dass ich eine hohe Verantwortung gegenüber meinen soroptimistischen Freundinnen, d.h. gegenüber euch allen habe.

Projekterfolg
Bei diesen Begegnungen habe ich auch viel über unser dreiteiliges Unionsprojekt gesprochen: Im Fokus der Kamera, Ausser Gefahr-DAO und Duo Sorop. Von überall her kamen überaus positive Rückmeldungen. Die ausgewählten Filme werden weiterhin in den Clubs gezeigt, zum Teil mit einem Interview mit den Filmemacherinnen. Die Unterstützung für DAO findet grossen Anklang. In Chur war die Leiterin des Frauenhauses als Speakerin eingeladen. Aus ihrer interessanten Präsentation ging hervor, wie fundamental unser Beitrag zur besseren Betreuung von gewaltbetroffenen Kindern in Frauenhäusern ist. Sie betonte auch, wie sehr die Betreuerinnen die von uns finanzierten Seminare schätzen. Diese fühlen sich im Alltag oft überwältigt und einsam. So erhalten sie die Möglichkeit, sich gegenseitig auszutauschen.

Duo Sorop auf Kurs
Auch konnte ich das Projekt Duo Sorop live vorstellen und die Clubs bitten, uns bei der Suche von jungen Frauen behilflich zu sein. Willkommen sind auch Flüchtlinge. Das spürbare Interesse für diesen dritten und letzten Teil unseres Unionsprojekts hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Gemeinsam werden wir das Projekt zum Erfolg bringen. Mehrere Delegierte und andere Clubmitglieder machten mir auch Komplimente für die gelungene Online-Delegiertenversammlung, die einfache Abstimmung und das flotte Tempo. Alle aber freuen sich auf die nächste Delegiertenversammlung, die im Juni 2023 in Interlaken stattfinden wird.

Grosse Unterstützung für die Ukraine
Überall habe ich auch von der Adhoc-Gruppe für die Ukraine gesprochen, von ihrer Arbeit, ihrem finanziellen Erfolg und der engen Zusammenarbeit mit Europa, mit der Ukraine und mit Polen, wo es besonders viele ukrainische Flüchtlinge gibt. Ich habe darauf hingewiesen, dass wir angesichts der anhaltenden Ernährungskrise weiterhin Spenden sammeln müssen. Erwähnt habe ich auch, dass wir ein Beispiel für das restliche Europa sind, dass wir stolz sein können auf unsere Aktionen und unser unerschütterliches Engagement, ob auf Kommissions- oder auf Clubebene. Ich habe auch Ukrainer Soroptimistinnen getroffen, die seit kurzem in der Schweiz weilen. Es fällt ihnen schwer, sich plötzlich als Opfer zu sehen, wo sie doch noch vor ein paar Monaten unabhängige Frauen waren. Doch ihre Fähigkeiten, die Verbindung zur Schweizer Union und die soroptimistische Freundschaft haben sie gerettet. Mit einem Lächeln im Gesicht flüsterte mir die eine ganz stolz ins Ohr:  «Ich habe eine Arbeit gefunden, und meine Tochter auch.» Bestimmt ein gutes Gefühl, auch wenn ihre Gedanken in der Ukraine sind und sie sich Sorgen um die Zurückgebliebenen machen.

Mehrmals habe ich aber auch gehört: «Wieso wird nichts für afghanische Frauen getan? Warum diese Privilegien, dieser Schutzstatus S für Menschen aus der Ukraine? Ich kenne eine Libanesin, die seit Jahren auf einen Asylentscheid wartet.» Das sind berechtigte Fragen, mit denen sich die Adhoc-Kommission demnächst intensiver befassen will.

Austausch bewährter Verfahren
Bei diesen Treffen habe ich überdies Themen angesprochen, die bei den anwesenden Soroptimistinnen auf grosses Interesse gestossen sind. Diese werden im nächsten SI-Forum etwas ausführlicher behandelt. Dabei geht es um folgende Fragen: Werden auch in unserer Frauenorganisation Machtspiele ausgetragen? Wieso ist es so schwierig, junge Frauen zu finden und für unsere Sache zu gewinnen?  Sind wir fähig, Neumitglieder richtig gut zu integrieren? Wie steht es mit der soroptimistischen Freundschaft und Solidarität?

Mit Sicherheit kann ich schon jetzt sagen, dass sich Soroptimistinnen verbunden fühlen und über alle Sprachgrenzen hinweg miteinander kommunizieren. Das taten sie auch während der Pandemie. So habe ich beispielsweise in St. Gallen von Maya, der Clubpräsidentin von Frauenfeld, gehört, dass sie gleich vorgegangen ist wie ein Westschweizer Club, um Neumitglieder zu gewinnen. Auch wenn sie nicht mehr genau wusste, welcher es war, erzählte sie, dass sie an einem Clubabend mehrere junge Frauen gleichzeitig eingeladen hat, um ihnen unsere Aktionen vorzustellen und sie zu einem Clubbeitritt zu motivieren. Diese Methode erwies sich als erfolgreich. Es konnten mehrere Neumitglieder registriert werden. In der Westschweiz erzählte ich dann bei jedem Treffen von diesem Erfolg und erfuhr in Romont, dass ihr Club hier die Vorreiterrolle gespielt hat und heute viele junge Mitglieder zählt. Hier besteht Nachahmungsbedarf!

Nun wünsche ich euch allen einen schönen Monat Juni. Bis zum nächsten Mal. Eure Bloggerin

Brigitte Mantilleri
Unionspräsidentin